Das Glück ist ein U? Ja, wenn man sich das Ausmaß an Glück über den Lebenslauf hinweg als Kurve vorstellt, dann ist das Glück ein U: Wir sind in jungen Jahren eher glücklich, haben unseren emotionalen Tiefpunkt ungefähr mit Mitte 40 und werden dann wieder zufriedener. Das ist das Ergebnis zahlreicher wissenschaftlicher Studien und gilt international.

Glück und Zufriedenheit über den Lebenslauf

Wie kommt es dazu? Die mittleren Lebensjahre zwischen 40 und 55 sind für viele Menschen eine Zeit der Veränderung. Wir ziehen Bilanz, sind hier und da vielleicht gescheitert mit unseren Plänen, stellen fest, dass die erste Hälfte Leben gelebt ist und sind mit den ersten Herausforderungen des Älterwerdens konfrontiert. Wieder aufwärts mit dem Glück geht es besonders für diejenigen, denen es gelingt, flexibel zu bleiben und ihre Wünsche den Möglichkeiten anzupassen. Schließlich sind alle Erfahrungen, die wir machen – auch die des Scheiterns – wichtige Werkzeuge in unserem Methodenkoffer. In vielen Lebensbereichen wissen wir einfach schon, wie die Dinge laufen und lassen uns nicht mehr so leicht aus der Fassung bringen.

Glück?

An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass sich der Begriff ‚Glück‘ meiner Ansicht nach hier unglücklicherweise etabliert hat. Ich finde ihn unpassend. In meinem Verständnis ist Glück flüchtig – ein kleiner Moment – und etwas, das mir ohne eigenes Zutun zu Teil wird. Allein meine Aufmerksamkeit kann ich schärfen für diese kleinen Glücksmomente.

Was sich aus wissenschaftlicher Sicht hinter dem Begriff Glück verbirgt, ist dementsprechend auch breit gefächert. Die meisten Studien fragen die Zufriedenheit auf einer Skala ab, zum Beispiel von 0-10. Damit werden die sogenannten kognitiven Anteile des subjektiven Wohlbefindens gemessen. Was ist damit gemeint? Es geht hier um eine Art Evaluation meiner Lebenssituation, wenn ich einmal konkret darüber nachdenke. Menschen beziehen bei dieser Bewertung verschiedene Vergleiche ein: Wie geht es mir im Vergleich zu anderen, die ich kenne? Wie geht es mir im Vergleich zu früher? Wie geht es mir im Vergleich dazu, wie ich es am liebsten hätte? Außerdem fragen viele Studien verschiedene Gefühlszustände ab – das sind dann die emotionalen Anteile des subjektiven Wohlbefindens.

Das Glück weltweit vermessen: Der World Happiness Report

Der World Happiness Report, der aktuell veröffentlicht wurde, vergleicht das Ausmaß an Glück in verschiedenen Ländern weltweit. Die TOP 3 sind wie gehabt skandinavische Länder: Finnland, Norwegen und Dänemark. Sie liegen auf der erwähnten Skala bei über 7,5. Deutschland kommt mit einem Wert von knapp 7 erst auf Platz 15. Die Studie gibt aber nicht nur einfach eine Rangfolge der Länder anhand des Skalenwertes an. Sie zeigt auch auf, wie es zu diesem Skalenwert kommt. Was spielt also in die Bewertung mit hinein? Die beiden Hauptfaktoren sind: das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und das Ausmaß an sozialer Unterstützung. Wie gut es Menschen geht, hängt also zum einen stark von der wirtschaftlichen Situation ab, aber genauso eben auch davon, ob sie jemanden um Hilfe bitten können, wenn es ihnen schlecht geht. Weitere ‚Glücksfaktoren‘ sind die Anzahl an Jahren, die man im Durchschnitt in Gesundheit lebt (die sogenannte gesunde Lebenserwartung), das Ausmaß an Freiheit bei wichtigen Lebensentscheidungen, die Spendenbereitschaft und die Einschätzung des Ausmaßes an Korruption.

Zufrieden in den Ruhestand

Die ‚Glücksforschung‘ hat sich auch mit dem Übergang in den Ruhestand beschäftigt. Nun ist das Erleben des Ruhestandes – wie das Lebensglück auch – eine höchst individuelle Angelegenheit. Dennoch ist es anhand vieler Studien mit zahlreichen Teilnehmenden möglich, Faktoren zu benennen, die in der Regel die Anpassung an diese neue Lebensphase beeinflussen.

Schwierigkeiten mit dem Übergang in den Ruhestand haben demnach Menschen,

  • die aufgrund von Gesundheitsproblemen in den Ruhestand gehen
  • deren Partner oder Partnerin noch arbeitet
  • die noch von ihnen abhängige Kinder haben
  • die in dieser Zeit den Verlust des Partners oder der Partnerin erleiden
  • die zu einem untypischen Zeitpunkt (zu früh) in den Ruhestand gehen
  • die sich stark mit Ihrer beruflichen Rolle identifizieren
  • die unter sozialen Ängsten leiden und schwer neue Kontakte knüpfen

Den Übergang in den Ruhestand erleben diejenigen Menschen als positiv,

  • die körperlich und geistig gesund sind
  • die verheiratet sind und eine gute Ehe führen
  • die im Job Stress und Unzufriedenheit erfahren haben
  • die vor dem Ruhestand arbeitslos waren
  • die engagiert sind und Freizeitaktivitäten nachgehen
  • die eine Brücken-Tätigkeit ausüben
  • die ihren Ruhestand planen

Zum Weltglückstag: Tipps für den Ruhestand

Sie können für Ihre persönliche Glückskurve im Ruhestand also Verschiedenes tun. Halten Sie sich fit und pflegen Sie Ihre sozialen Beziehungen. Sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Arbeitszeit nicht vom einen auf den anderen Tag von 100 auf 0 reduziert. Setzen Sie sich rechtzeitig mit Ihrem Ruhestand auseinander und denken Sie längerfristig. Planen Sie Aktivitäten und starten Sie damit am besten schon während der Berufstätigkeit.

Wann ließe sich das besser in Angriff nehmen als am 20. März, dem Weltglückstag?

 

Zum Weiterlesen:

World Happiness Report 2018 (in Englisch)

Andrea Micus: Die Glückskurve des Lebens